Der erste Gleisplan in der Modellbahner-Karriere ist vielleicht der schwierigste überhaupt. Es fehlt an vielen Ecken noch an Wissen und Erfahrung. Man kann so unglaublich viel falsch machen und dennoch so viele Möglichkeiten. Welche Möglichkeiten ich auf meiner kleinen 2,20m x 0,80m Modellbahnanlage in Spur N ausgereizt habe, könnt ihr im aktuellen Beitrag nachlesen. Dazu gibt es übrigens auch ein Video auf YouTube. 😉
Gleisplan Vorstellung auf YouTube
In meinem YouTube Video könnt ihr mit mir auch eine virtueller Testfahrt über meinen Gleisplan erleben.
Überblick über den Gleisplan
Bevor wir auf die einzelnen Ebenen und Details meines Spur N Gleisplans eingehen, lasst uns doch zunächst erst einmal einen Überblick bekommen.
Der Gesamte Gleisplan in der 3D Übersicht
Zunächst hatte ich die Anlage auf 2,00 x 0,80 m geplant. Nach netten Hinweisen aus der YouTube Modellbahn Community habe ich die Anlage aber auf eine Breite von 20cm vergrößert. Jetzt beträgt die Größe 2,20 x 0,80 m. Das hat auch enorme Auswirkung auf die Gestaltungsmöglichkeiten gehabt. Ich hatte wirklich viel mehr Platz. Selbst die paar Zentimeter solltet ihr also nicht unterschätzen.
Ich empfehle jedem, dass er auch ein paar Gebäude und Straßen platziert. So erhaltet ihr einen viel besseren Überblick über die Größenverhältnisse und seht besser, wie viel Platz ihr später für die Ausgestaltung der Anlage habt.
Wichtigste Fakten zum Gleisplan
- Verwendet wird das Peco Code 55 Gleissystem für Spur N
- 3 Ebenen: Schattenbahnhof, Hauptebene und die Westerwald-Ebene
- Auffahrten ohne Gleiswendel realisiert
- Rampe Schattenbahnhof -> Hauptebene mit max. 1,5% Steigung
- 4 Gleise im Schattenbahnhof
- Kleinster Radius beträgt 228 mm (Spur N Fleischmann Rocco R2 Radius)
Vom Schattenbahnhof zur Hauptebene
Die beiden Hauptebenen der Anlage sind der Schattenbahnhof und die Hauptebene. Beide Ebenen sind über eine zweigleisige Rampe miteinander verbunden.
Schattenbahnhof
In der S-förmigen Kurve kommen die Züge von der Hauptebene runter in den Schattenbahnhof und werden anschließend auf eines der 4 Gleise im Schattenbahnhof verteilt. Hier habe ich viel Platz für ca. 2-3 Züge pro Gleis.
Die Gleislängen der einzelnen Schattengleise beträgt von oben nach unten betrachtet:
- 1,91 m (obere Gleis)
- 2,19 m (obere Gleis in der Mitte)
- 2,30 m (untere Gleis in der Mitte)
- 2,44 m (untere Gleis an der Plattenunterkante)
Auch um die genaue Platzierung des Schattenbahnhofs habe ich mir Gedanken gemacht. Hier gab 2-3 spezielle Herausforderungen, um dich ich mir lange Gedanken gemacht habe und einige Gleispläne im Schattenbahnhof über den Haufen geworfen habe:
- Schattenbahnhof sollte möglichst große, aber dennoch platzsparend sein. Daher habe ich ihn an die Außenkanten verlegt.
- Ich möchte den Schattenbahnhof später gerne einsehen. Und davon möglichst viel. Er verläuft jetzt in maximaler Länge an den Plattenkanten. Warum mir das so wichtig war, seht ihr wahrscheinlich in einem der späteren Beiträge.
- Die Rampe zur Hauptebene muss genug Durchfahrtshöhe für die Gleise im Schattenbahnhof lassen. Daraus resultiert ebenfalls die Position und die Form der Gleisharfe.
Erratet ihr, was ich im Schattenbahnhof geplant habe und warum die Position genau so gewählt ist? Schreibt es mir doch mal in die Kommentare!
Die ein oder andere Sache habe ich im Gleisplan des Schattenbahnhofs auch verworfen. So sollte es am Anfang 5 Gleise geben. Das hat aber sehr viel mehr Platz benötigt und was mir später weniger Freiraum bei Arbeiten unter der Platte erlaubt.
Rampe vom Schattenbahnhof zur Hauptebene
Die Rampe habe ich zur besseren Planung in WinTrack v15.0 auf 2 Planungsebenen gelegt. So kam ich beim Bauen viel besser zurecht. Um auf die Höhe von 90 mm zu kommen, habe ich 1 1/4 Runden benötigt. Die Rampe geht in die Paradestrecke über, die ebenfalls eine kleine Steigung hat. Das ist nötig, damit ich die Rampe unterhalb der Paradestrecke sauber überqueren kann.
Paradestrecke
Eine Paradestrecke macht sich selbst auf der kleinen Anlage nicht schlecht, so glaube ich es zumindest zum aktuellen Zeitpunkt. Mit einer leichten Steigung von von 1,12% klettert sie endgültig auf die Hauptebene und verschwindet im Tunnelbereich, der später für die Verteilung der Streckenführungen dient. Die Paradestrecke ist leicht geschwungen. So ganz zufrieden bin ich damit mittlerweile nicht mehr. Vielleicht geht das ja noch eleganter?
Hauptebene
Die Hauptebene liegt auf einer Höhe von von 142mm. Dadurch sollte ich viel Platz unter der Anlage haben, um an alle Stellen (z.B. Weichen) gut dran zu kommen. Der Unterbau der Modellbahnanlage wird Rollen gebaut, damit kann ich die Anlage später von der Wand wegrollen und auch von hinten an den verdeckten Bereich rankommen.
Bahnhof
Der Bahnhof soll an den Bahnhof Koblenz angelehnt sein. Er hat aktuell 3 Gleise, wobei das mittlere Gleis als Durchfahrtsgleis dienen soll.
Es gibt 2 Bahnsteige mit ausreichend Platz für Bahngebäude. Allerdings bin ich mit dem Bahnhof noch nicht so ganz zufrieden. So wirklich hat er mit dem Hauptbahnhof Koblenz noch nichts zutun. Vielleicht setze ich mich da doch nochmal dran.
Wendekreise
Natürlich muss ein Zug am Ende auch wieder runter in den Schattenbahnhof kommen. Durch den doppelt verbundenen Wendekreis habe ich noch mehr Fahrmöglichkeiten mit den Zügen auf der kleinen Anlage, als wenn es nur ein einfache Wendeschleife gäbe.
Natürlich birgt eine Wendeschleife immer eine gewisse Herausforderung. Es kann leicht zu einem Kurzschluss kommen. Das werde ich aber mit passender Umpolung oder einem Wendeschleifenmodul versuchen zu kompensieren. Das müsste so funktionieren. Optimal ist die Wendeschleife nicht. Aber ich habe einfach zu wenig Platz auf der Anlage. Da komme ich wohl nicht drum herum.
Westerwald-Ebene
Die Auffahrt zur Westerwald-Ebene ist leicht geschwungen mit einer Steigung von ca. 2,9%. Der Schwung soll verdeutlichen, dass sich der Zug Koblenz hoch in den Westerwald schlängelt. Dabei passiert er eine Brücke, um schlussendlich in den Verladebereich zu gelangen. Hier könnte ein Steinbruch für Basalt, ein Sägewerk oder z.B. eine Brauerei entstehen. Was dort genau hinkommt, wird uns der weitere Verlauf zeigen.
Im Verladebereich gibt es ein paar Rangiermöglichkeiten. So wirklich glücklich bin ich damit aber noch nicht. Vielleicht schaue ich mir den Teil nochmal genauer an. Kann man da wirklich ein wenig rangieren? Ich kann es mir aktuell noch nicht so vorstellen. Vielleicht schaue ich mir einfach noch ein paar Luftaufnahmen von Industriebahnen bei uns in Koblenz an.
Straßen & Car-System
Auf meiner kleinen Anlage wird sich wahrscheinlich so viel Car-System gar nicht unterbringen lassen. Auch normale Autos funktionieren in der Spurgröße glaube ich gar nicht. So viel mir mein Local Modellbahn-Dealer aber verraten hat, gibt es aber LKWs und Busse die auf einem Spur N Car-System fahren können. Daher habe ich der ganzen Sache doch etwas Platz auf der Anlage gegönnt, da ich das Thema sehr interessant finde.
Für das Car-System habe ich mir 3 Highlights überlegt.
Tunnel & kleines Fahrzeug-Depot
Natürlich sollen nicht nur 2-3 Fahrzeuge die Möglichkeit zum Kreis auf der Anlage haben. Daher habe ich beim roten Kreis aus oben im Bild eine Tunneleinfahrt geplant, in der sich ein kleines Fahrzeugdepot befindet. So kann ich unterschiedliche Fahrzeuge auf der Anlage präsentieren und ein bisschen mehr Varianz auf die Straße bringen.
Evtl. Auffahrt in den Westerwald
Am roten Kreis 2 könnte entweder eine Wendemöglichkeit entstehen oder aber auch eine Auffahrtsstraße in den Westerwald. Diese wäre wahrscheinlich einspurig. Ob das wirklich Sinn ergibt, kann ich aktuell noch nicht abschätzen. Ich möchte vorher auch gerne sehen, ob es dann nicht doch „too much“ ist. Eine weitere Wendemöglichkeit könnte es noch am roten Kreis 4 geben.
Busbahnhof
Wer schonmal in Koblenz war, der kennt bestimmt auch das Löhr-Center (Einkaufszentrum), das direkt an einen Busbahnhof angeschlossen ist. Am roten Kreis 3 könnte ich mir einen ähnlichen Busbahnhof vorstellen mit 1-2 Busbahnsteigen. Schauen wir mal, was man an dieser Stelle rausholen kann. Ein etwas größerer Busbahnhof wäre schon sehr schön, da dieser für den ÖPNV in Koblenz meiner Meinung nach prägend ist.
Fazit
Für den ersten Gleisplan sollte man sich viel Zeit nehmen. Eigentlich gibt es zu diesem Gleisplan einen Entwurf, den ich am Ende aber verworfen habe. Ich kann auch jedem Einsteiger nur empfehlen, sich an erfahrene Modellbahner zu wenden, um mal ein Feedback zu erhalten. Die „alten Hasen“ erkennen schnell, ob man irgendwo grobe Schnitzer im Plan gemacht hat, an die man selbst noch gar nicht denkt. Hierfür bietet sich natürlich YouTube oder eines der bekannten Modellbahnforen an.
Bis auf ein paar Stellen bin ich mit dem Gleisplan ziemlich zufrieden. Die ein oder andere Optimierungsmöglichkeit sehe ich noch an der Paradestrecke, dem Hauptbahnhof sowie dem Verladebereich auf der Westerwald-Ebene. Ich werde mich nun nochmal ins stille Kämmerchen zum Planen verziehen.
Sehr interessante Infos. Ich denke, ich werde einige Punkte in meiner Planung berücksichtigen. Eine Frage jedoch… ich habe zu Peco55 keine Kurven und geraden Gleise gefunden. Wie löst man das?
PS: sind 2,9% Steigung nicht schon ziemlich grenzwertig?
Grüße aus Görlitz,
Hannes
Hallo Hannes,
vielen Dank für dein super Feedback. Es gibt bei den Peco55 nur Flexgleise. Die Kurven machst du mit Schablonen 🙂
Joa, die 2,9% sind schon sehr an der Grenze. Aber der Gleisplan wird im Moment eh noch überarbeitet.
LG, Tobi