Gleissysteme & Gleis-Hersteller in Spur N

Werbung

Am Anfang einer jeden Modellbahn-Karriere steht die Frage nach dem richtigen bzw. passenden Gleissystem. Im Optimalfall erfüllt das erste Gleissystem alle Anforderungen, bietet einen ein Maximum an Flexibilität für die nächsten Jahre und ich kann damit alles bauen. Aber gibt es eigentlich das perfekte Gleissystem oder einen Hersteller, der alle Anforderungen erfüllt? Wir schauen uns in diesem Beitrag die verschiedenen Gleissysteme und ihre Besonderheiten an.

Video auf YouTube

Anforderungen an ein Gleissystem

Bevor wir uns Gedanken um die verschiedenen Hersteller von Gleissystemen in Spur N machen, sollten wir fragen, welche Anforderungen wir überhaupt an unser erstes Gleissystem haben:

  • Wird die Modellbahn auf einer festen Anlage stehen oder wird es ein fliegender Aufbau als Teppichbahn?
  • Möchte ich Gleise mit Bettung oder baue ich die Bettung selbst?
  • Ist mir ein besonders realistisches Gleisbild wichtig?
  • Brauche ich Flexgleise für meinen Gleisplan oder reichen mir die Standardkurven aus?

Gleis-Typen

Zuerst habe ich gelernt, welche Gleis-Typen es überhaupt gibt. Dabei hat jeder Typ seine Stärken und Schwächen, die ich mir im folgenden gern anschauen möchte.

K-Gleis (ohne Bettung)

Das K-Gleis ist ohne Gleis-Bettung. Es muss vor dem Verlegen also ein eigenes Gleisbett gebaut werden. Durch ein K-Gleise bekommt eine möglichst realistische Gleisgestaltung umgesetzt. Es ist lässt sich z.B. sehr viel realistischer einschottern. Diese Gleise sind eher für die feste Installation auf einer Anlage gedacht. Denn ein häufiger Auf- und Abbaue oder eine fliegende Verlegung sind nicht die Stärken dieses Gleis-Typs. Die Gleisverbinder sollten selbst bei einer festen Montage am besten gelötet werden. Decoder und Antriebe für Weichen können nicht direkt in die Weiche gebaut werden. Entweder wird die Technik seitlich oder unterflur angebracht.

K-Gleis Hersteller sind u.a.:

  • Fleischmann ohne Bettung (Code 80)
  • Peco Spur N Gleis (Code 55 & Code 80)
  • Minitrix (Code 80)

C-Gleis (mit Bettung)

Beim C-Gleis ist bereits eine künstliche Schotter-Bettung integriert. Dadurch ragt das Gleis etwas höher heraus und es muss höher eingeschotter werden, was aber auch sehr schön aussehen kann. Die Gleisverbinder sind viel robuster als zum Beispiel beim K-Gleis und für einen häufigeren Auf- und Abbau konzipiert. Wer also auf Stabilität großen Wert legt, der sollte zum C-Gleis bzw. Gleis mit einer Bettung greifen.

Eine maßgebliche Stärke und ein großer Vorteil ist für mich die Integration der Weichen-Antriebe und Weichen-Decoder direkt in die Schiene. Es birgt aber auch Risiken. Ist die Technik mal defekt, muss die verklebte oder verschraubte Weiche aufwändig ausgebaut werden. Bei Unterfluranbauten oder bei einer seitlichen Montage kommt man leichter an die Weichentechnik von außen ran.

C-Gleis Hersteller sind u.a.:

  • Fleischmann mit Bettung (Code 80)
  • Kato Unitrack
  • Tomix

M-Gleise

Zu guter Letzt möchte ich das M-Gleis erwähnen. Das „M“ kommt von der Bettung des Gleises, die aus Metall bestand. Dieser Gleis-Typ wurde von Märklin bis 2001 produziert und ist heute damit nur noch gebraucht erhältlich. Die Zeit hat dieses Gleissystem hinter sich gelassen. Daher betrachten wir es nicht genauer.

Gleis-Codes

Der Gleis-Code beschreibt die Höhe des Gleisprofils vom Schienenkopf bis zum Sockel. Je niedriger das Profil, umso realistischer ist das Gleis. Ein Code 80 Gleis ist damit am wenigsten maßstabsgetreu. Dafür bietet es aber auch die höchste Fahrsicherheit und ist mit allen gängigen Spur N Zügen kompatibel.

Denn… nicht jede Lok kann auf den niedrigen Gleis-Codes wie Code 55 und Code 40 fahren! Der Grund dafür ist i.d.R. ein zu hoher Spurkranz der Räder. So ist für fast alle neuen Züge der Code 55 heute kein Problem mehr, muss man bei Code 40 ganz genau hinschauen was auf dem Gleis überhaupt fahren kann. Es soll aber auch Umbau-Rollen für Code 40 geben… naja… das ist dann doch wohl eher etwas für die Profis unter euch. 🙂 Code 40 Gleise sollen wohl der Hammer und sehr realistisch sein. Selbst habe ich noch kein Code 40 Gleis mit eigenen Augen vergleichen können.

Höhe des Gleisprofils im Überblick:

  • Code 80 = 2,1 mm
  • Code 55 = 1,4 mm
  • Code 40 = 1,1 mm

Weichen

Bei der Auswahl des richtigen Gleissystems sollte man neben dem Gleis-Code und dem Gleis-Typ auch die Verfügbarkeit der verschiedenen Weichentypen berücksichtigen. Je mehr Weichentypen der Hersteller anbietet, umso flexibler bin ich bei der Anlagengestaltung.

Die verschiedenen Weichen im Überblick:

  • Dreiwegeweiche
  • Weiche L/R
  • Bogenweiche L/R
  • Kreuzweiche L/R
  • Doppelkreuzweiche

Herzstücke

Wo ich das erste Mal von Herzstücken gehört habe, hatte ich einen kleinen Aha-Moment. Das Herzstück ist das Element in der Weiche, welches hin und her springt um den Zug auf das entsprechende Gleis zu leiten. Dieses Herzstück gibt es in 2 verschiedenen Varianten:

  1. Herzstück aus Kunststoff
  2. Polarisiertes Herzstück

Das Herzstück aus Kunststoff würde ich als einfaches Weichen-Herzstück bezeichnen. Es verhindert auf einfache Weise einen Kurzschluss beim schalten der Weiche. Dafür wird kein Strom im Herzstück geführt. Kleine Züge oder während einer Langsamfahrt kann es bei solchen Herzstücken schonmal passieren, dass der Zug einfach stehen bleibt. Das ist natürlich etwas, was ich mir als ungemein nervig vorstellen kann. Vor allem wenn das ganze immer wieder in einem Schattenbahnhof oder Tunnel passiert.

Dieses Problem löst die Weiche mit polarisiertem Herzstück. Beim Schalten der Weiche wird der Strom auf das passende Schienenelement zur gewünschten Fahrtrichtung gesteuert. Dadurch kommt es ebenfalls nicht zum Kurzschluss, aber der Zug bleibt permanent in Kontakt mit der Stromführung. Top… so stelle ich mir das auch vor! Für mich sollen es also Weichen mit polarisiertem Herzstück werden!

Weichenantriebe

Neben dem Herzstück der Weiche ist auch die Position und Art des Weichenantriebs ein wichtiges Entscheidungskriterium. Im wesentlichen lassen sich 3 Varianten unterscheiden:

  1. Direkt in der Weiche (z.B. Kato Gleise oder C-Gleis in H0 von Märklin)
  2. Antrieb links/rechts neben der Weiche (z.B. Fleischmann)
  3. As Unterflur-Antrieb verbaut

Für mich persönlich ist der Einbau direkt in der Weiche und die Unterflur-Variante am schönsten. Ich möchte keinen Klotz neben der Weiche stehen haben, der selbst nach dem Einschottern ein unharmonisches Bild abgibt. Schaut man sich Weichen im echten Leben an, hat man auch keine Klötze daneben. Schaut man sich auf YouTube um, kann man quasi jede Weiche der verschiedenen Gleissysteme auch als Unterflur-Version selbst bauen.

Flexgleise

Das System der Flexgleise finde ich sehr interessant. Denn wie der Name schon verrät, lassen sich die Gleise verbiegen. Dadurch können eigene Radien gebaut werden. Damit sind zum Beispiel Abschnitte mit leichten S-Biegungen kein Problem. Auch das Schließen von Lücken ist damit problemlos möglich… man schneidet sich einfach ein passendes Stück Flexgleis zurecht.

Beim Bau von Flexgleisen gibt es für die Kurvenradien fertige Schablonen. Um die Gleise beim Verlegen zu stabilisieren, kann man Gleisbauklammern (auch Krauseklammern oder Schienenklammern genannt) einsetzen. Am Ende kommen noch Schienenverbinder auf die Endstücke, die ihr extra aufziehen müsst wenn das Gleis fixiert ist und das nächste Gleisstück angeschlossen werden soll.

Ich habe jetzt immer wieder gehört und gelesen, dass das Peco Flexgleis wohl sehr beliebt sein soll. Das schaue ich mir dann doch ebenfalls genauer ran.

Gleissysteme Vergleich

Die Vor- und Nachteile sind natürlich subjektiver Natur. Was ich schön finde, kann für euch ganz anders sein. Die Gegenüberstellung der verschiedenen Gleisradien hat mir allerdings sehr geholfen.

GleissystemFleischmann ohne Bettung
(ehemals Roco)
Fleischmann mit Bettung
(piccolo)
TRIX MinitrixKato UnitrackPeco
Code8080808055
Typohne Bettungmit Bettung ohne Bettungmit Bettungohne Bettung
Flexgleis verfügbarjaja ja jaja
Adapter verfügbarjaja ja ja ja
Radius 1194,6 mm192,0 mm 194,6 mm249,0 mm228,0 mm
Radius 2228,2 mm225,6 mm 228,2 mm282,0 mm305,0 mm
Radius 3261,8 mm396,4 mm 329,8 mm315,0 mm381,0 mm
Radius 3a295,4 mm
Radius 4329,0 mm430,0 mm 362,6 mm348,0 mm457,0 mm
Radius 5362,6 mm 492,6 mm381,0 mm610,0 mm
Radius 6480,0 mm 526,2 mm481,0 mm915,0 mm
Radius 7765,0 mm718,0 mm
WeichenantriebUnterflurAußen links/rechtsAußen links/rechts In Weichek. A.
Weiche L/Rja ja ja ja ja
Bogenweiche L/Rja ja ja ja
Kreuzweicheja ja ja ja ja
Doppelkreuzweicheja ja ja ja
Dreiwegeweicheja ja ja
VorteileStabilität, vielseitig einsetzbarStabilität, Verfügbarkeit, Gut für TeppichbahnStabilität, Gute Verfügbarkeit & KompatibilitätStabilität, Gut für TeppichbahnTolle & realistische Optik
NachteileOptik nicht so schönOptik, Hoher Preis, Optik Weichenantrieb, R4 Weiche in 15°Schlichte Schwellen, OptikWenig Weichentypen, Optik, PreisVerfügbarkeit, Preis

Nützliche Links zu Gleissystemen

Weitere Gleis-Hersteller

Neben den oben genannten Gleissystemen gibt es natürlich noch eine ganze Menge weiterer Hersteller und Systeme, die ich mir ebenfalls kurz angeschaut habe, ob diese für mein Modellbahnprojekt relevant sind:

Fleischmann Zahnradgleis / Zahnstangengleis

Dieses Gleis ist für Zahnradbahnen in Spur N gedacht, die ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht in meiner Anlage verplant habe. Aber gut zu wissen, dass es so etwas auch gibt. 🙂

Arnold Gleis

Die Firma Arnold musste 1995 in Insolvenz gehen. Das hat auch den Untergang für die Produktion des Gleissystems bedeutet. Diese Gleise gibt es nur noch gebraucht. Die Schienen haben eine schöne Alterungsoptik. Wer noch alte Bestände hat, wird auf dem Gebrauchtmarkt aber fündig. Hier gibt es extra Online-Shops, die gebrauchtes Material von Arnold verkaufen. Auch wenn die Gleise von Arnold keinen Fortbestand hatten, existiert die Marke Arnold weiter. Hier findet ihr Lokomotiven und Bahnzubehör. Das sind übrigens einige schöne Züge dabei. Unter anderem habe ich den ICE 3 von Arnold ins Auge gefasst. Dazu in einem späteren Beitrag aber mehr.

Tomix Fine Track Gleise

Das Tomix Gleis von TOMYTEC ist wie Kato eine japanische Firme, die Gleissysteme, Züge und Bahnzubehör produziert. Der Vertrieb erfolgt in Deutschland über Faller. Im Shop von Faller findet ihr auch die Gleise. Die Verarbeitung soll wirklich solide sein, aber leider haben mir die Gleise auf Anhieb nicht gefallen.

N-tram Gleise

N-Tram hat sehr schöne Straßenbahngleise. Sollte es bei mir auf der Anlage doch zu einer Straßenbahn kommen, dann werde ich das Thema Straßenbahngleise nochmal separat beleuchten. Schön finde ich die Bausätze als Lasercut in der Kombi mit den passenden Gleisen. Klingt auf jeden Faller sehr gut. Code 40 klingt für mich aber auch schwierig.

Atlas

Von Atlas gibt es ebenfalls Code 55 Gleise und Züge. Ich habe über das Gleissystem im Vergleich zu Peco allerdings nicht sehr viel gefunden. In ein paar Shops gibt es die Gleise zu kaufen. Da habe ich mich doch für ein bekannteres System entschieden. Hat jemand von euch Atlas Gleise im Einsatz? Über eure Erfahrungen würde ich mich an dieser Stelle sehr freuen.

Spur Neun

In einem Forenbeitrag bin ich über das Gleissystem Spur Neun gestolpert, als ich mich mit Code 40 Gleisen befasst habe. Mit den gelaserten Echtholzschwellen sehen die Gleise schon bahnbrechend gut aus. Und dann habe ich auf den Preis geschaut… ca. 88 € für ein 90cm Spur N Flexgleis (vgl. Peco kostet in gleicher Länge ca. 6,70 € bei Weinert). Da wurde mir schwindelig! 😀 Der Preis hat durch seine Verarbeitung bestimmt seine Berechtigung, aber das ist mir doch eine Nummer zu krass und Code 40 ist mir zur risky wegen der Fahrsicherheit und der Auswahl der Züge. Wenn ich mal den ultimativen Endgegner bei den Gleisen suche, komme ich bestimmt nochmal vorbei. Ach ja… im Lotto müsste ich auch noch gewinnen! 😀

Fazit & Entscheidung für meine Anlage

Wer besonderen Wert auf Stabilität legt oder einen fliegenden Aufbau und/oder eine Teppichbahn plant, der sollte sich definitiv die Gleise mit Bettung von Fleischmann piccolo, Kato Unitrack oder auch von Tomix anschauen. Die Gleise sind alle solide und ich habe selten etwas ernsthaft negatives gehört.

Jedes Gleissystem hat seine Stärken und Schwächen. Jeder macht andere Erfahrungen. Bei dem einen bereiten die Weichen von Peco riesige Problem, bei den anderen laufen die seit Jahren reibungslos ohne Probleme. Die Probleme sind vielseitig und vielleicht auch nicht immer auf das Gleis zurückzuführen. Deshalb gibt es aus meiner Sicht nicht das perfekt Gleissystem. Aber wie habe ich mich für meine Bahn entschieden?

Für mich sind die Gleissysteme aufgrund der Optik alle rausgeflogen. Blieben also nur noch das Fleischmann ohne Bettung, das Minitrix Gleis und das Peco Code 55 System übrig. Wie ich in einem Auftaktbeitrag „Projektstart: Es war einmal der Traum von der eigenen Modellbahn“ geschrieben habe, wird es eine kleine Anlage, die es von der Optik aber in sich haben soll.

Optik und eine bestmögliche Realitätsnähe haben daher die Auswahl weiter eingeschränkt. Trotz der oft genannten problematischen Verfügbarkeit möchte ich es schlussendlich mit den Peco Spur N Code 55 Gleisen versuchen? Ich finde die Gleise einfach sehr schön, auch wenn es bestimmt eine größere Herausforderung wird. Aber ich freue mich, lasst uns weitermachen!

Werbung

2 Gedanken zu „Gleissysteme & Gleis-Hersteller in Spur N“

  1. Hallo Toba,
    Ich habe dich bei YouTube entdeckt und dadurch auch diesen Block. Einfach der Hammer, was Du hier für eine Arbeit, bis jetzt, reingesteckt hast. Ich werde auf jeden Fall auch den Block verfolgen. Ich freue mich sehr darauf. Eines kann man aber nicht erarbeiten, und zwar den Austausch mit Gleichgesinnten. Die Fehler, die andere gemacht haben, braucht man selbst nicht zu machen. Alle in der Community sind sehr freundlich und hilfsbereit.
    Viele Grüße Rolf

    Antworten
    • Hallo Rolf,
      vielen Dank für deinen netten Kommentar. Gibt es ein neues Video, gibt es auch einen neuen Beitrag 🙂 Manch Sachen lassen sich einfach besser nachlesen. Ist für mich auch eine eigene Wissenssammlung, die aktiv gepflegt wird. Also ich aktualisiere auch Beiträge, wenn ich neue Infos habe.

      Das mit der Community ist jetzt schon richtig toll. Es gibt natürlich immer welche, die alles ganz kritisch sehen, aber die 98% sind bisher sehr nett und hilfsbereit. Das macht echt Freude! Und ich habe ja schon so tolle Tipps für den Start bekommen (vielleicht verpacke ich da ja in kurze Update-Videos wenn genug Infos zusammen gekommen sind).

      Naja… mit der Arbeit stimmt vielleicht. Aber für mich ist es auch so, dass ich gerade mit YouTube dabei viel lernen kann. Websites mache ich u.a. ja auch beruflich, das geht mir also recht leicht von der Hand. Schwerer ist es da bei fachlichen Modellbahnthemen. Da brauche ich immer lange 😀

      LG Tobi

      Antworten

Schreibe einen Kommentar